Franz Friedrich                      Der Gefangene

Freiherr von Maltitz

Von dr Fesseln Eisenlast gebunden,

Schau’ ich weinend in des Aethers Blau,

Mich erquicket nicht des Abends Thau,

Schwer wie Ketten drücken mich die Stunden!

 

Hätte früh mich Todesnacht umwunden!

Mich ergriff das Leben hart und rauh,

Ein Novembertag in düsterm Grau.

Wer des Grabes Sicherheit gefunden,

 

Den verfolgt der Fluch des Schicksals nimmer

Denn es glänzent ihm ein bess’res Sein;

Wie der Abendsonne milder Schimmer

 

Strahlt mir jener selige Verein,

Wo der Knechtschaft harte Ketten schwinden,

Wo wir Glück und Freiheit wieder finden.

 

 

 

 

 

Franz Friedrich

Freiherr von Maltitz

Oft empor vom Staube sich zu schwingen

Strebt die Seele; doch das ird’sche Band

Fesselt sie mit rauher Eisenhand;

Und zu ihrem hohen Ziel zu dringen

 

Will der tiefgebeugten nicht gelingen.

Aber ist dies Streben nicht ein Pfand,

Daß wir in der Erde niederm Tand,

Deren Ketten drückend uns umschlingen,

 

In des Glückes falschem Traumgesicht

Und in Freuden, die so schnell verschwinden,

Nicht die Heimath unsres Wesens finden? –

 

Unser Augen harrt ein ew’ges Licht,

Und die Sehnsucht, die wir hier empfinden,

Soll die schöne Zukunft uns verkünden.

 

 

 

 

 

 

 

Franz Friedrich                      Die Zeiten

Freiherr von Maltitz

Tief in Nacht ist unser Ziel verhüllt,

Schwarze Nebel jenen Hain umschließen,

Wo der Wahrheit heil’ge Quellen fließen

Und verborgen ist der Zukunft Bild.

 

Darum lasse stillen Frieden mild

Sich auf deine Gegenwart ergießen,

Deine Sehnsucht möge nie begrüßen

Jenes nachtumschleierte Gefild.

 

Wende dich in die Vergangenheit,

Ihre Schmerzen sind für dich verschwunden,

Forsche nie in eitlen Wahnes Stunden,

 

Was dir finster waltend bringt die Zeit;

Suche nie im kindisch blinden Wagen

Bei dem Jetzt das Künftige zu tragen.

 

 

 

 

 

 

 

Franz Friedrich                      Der Trost des Lebens

Freiherr von Maltitz

Freude scheint das Leben zu verheißen,

Aber seines Glückes Täuschung schwand,

Wenn von seiner Truggebilde Tand

Wir der Maske heuchlerisches Gleißen

 

Und den glänzend falschen Schleier reißen.

Oede, wie der dürren Wüste sand,

Düster, wie des off’nen Grabes Rand,

Ist das Leben, das so Manche preisen,

 

Das sie oft ein Paradies, ein Schweben

Durch der Freude Luftgefilde nennen.

Heil uns! Der Vergänglichkeit Gebot

 

Wird uns bald zum wahren Trost erheben,

Uns den besten Trost im Leben gönnen,

Der das Leben dulden lehrt – den Tod.